Ich habe sie persönlich nicht gekannt, bin ihr nicht bewusst begegnet. Und trotzdem wage ich davon zu sprechen, dass mich ihr Tod auf besondere Weise berührt. "Wer sich nicht in Gefahr begibt, der kommt an die existentiellen Situationen, denen sich der Mensch als Gattung auch im 21. Jahrhundert ausgesetzt sieht, nicht heran."
Mir ist mit ihrem Tod bewusst geworden, was mich von diesem mutigen Menschen, dieser so idealistischen Frau, in der Auffassung, was Fotografie im dokumentarischen Bereich zu leisten vermag, vor allem trennt. Nicht darüber allein zu reden, sich romantischen Vorstellungen hinzugeben, wie es wäre, in Krisengebiete zu reisen, Kriegsschauplätze und Gegenden nach Naturkatastrophen, Hungerepedemien zu "besuchen", sondern tatsächlich auf Abruf zu sein, auf Achse, um dort hin zu gelangen, um Bilder zu fertigen, Menschen und ihr Leid einer Weltöffentlichkeit gegenüber zu dokumentieren. Deshalb ging es ihr als sog. "Kriegsfotografin" vor allem um die "zweite Reihe", die Auswirkungen kriegerischer Aktionen für die zivile Bevölkerung, und nicht um die etwaige Verklärung des Soldatenhandwerks.
Aber ich weiss zu wenig von ihr und blättere mich voller Erstaunen und Bewunderung durch Teile ihres Ouevres. -
TH, Munich, April 5, 2014
Im folgenden gestatte ich mir einige Nachrufe aus massgeblichen Medien zu zitieren:
kkkkk
NACHRUF ANJA NIEDRINGHAUS:Da sein, wo es einschlägt
Stellvertretend für andere wollte sie den Alltag im Krieg festhalten. Jetzt wurde die Fotoreporterin Anja Niedringhaus in Afghanistan ermordet.von Christiane Peitz
Ein Busfahrer, der vor der Kühlerhaube zum Gebet niederkniet. Männer im teppichbehängten Teehaus mit Blechofen, die einer Wahlsendung auf dem Flatscreen folgen. Ein afghanischer Familienvater, mit fünf Kindern auf dem Moped. Oder, noch ein Bild aus Kabul, ein Junge auf dem Kettenkarussell, der mit einer Spielzeug-MP feuert.
Die deutsche Fotografin Anja Niedringhaus hat über zwei Jahrzehnte in Afghanistan, Pakistan, Nahost und Bosnien gearbeitet; für ihre Irak-Reportagen gewann sie mit einem Team der Nachrichtenagentur Associated Press (AP) 2005 den Pulitzerpreis.
Am Freitag wurde die 48-Jährige in der ost-afghanischen Unruheregion Chost unweit der Grenze zu Pakistan erschossen. Gemeinsam mit ihrer kanadischen Journalisten-Kollegin Kathy Gannon saß sie in einem Autokonvoi, die beiden berichteten über die Präsidentschaftswahlen am morgigen Samstag in Afghanistan.
Ein mutßmaßlicher Polizist näherte sich dem Wagen und eröffnete mit den Worten "Allahu Akbar" (Gott ist groß) das Feuer, anschließend ließ sich er sich widerstandslos verhaften. Niedringhaus war sofort tot, Gannon überlebte schwer verletzt und wurde in ein Krankenhaus gebracht.
Die Taliban, die Angriffe auf die Wahlen angekündigt haben, wiesen bereits jede Verantwortung für den Mord zurück. Auch die Bundesregierung schaltete sich in den Fall ein. Die deutsche Botschaft in Kabul sei "mit Nachdruck um Aufklärung bemüht", sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes in Berlin.
"Ein raues Lachen, das wir niemals vergessen werden"
Frauen als Kriegsfotografinnen sind eher selten. "Sie war eine lebhafte, dynamische Journalistin, die wir alle wegen ihrer einfühlsamen Aufnahmen, ihrer Warmherzigkeit und ihrer Liebe zum Leben sehr mochten", sagte AP-Chefredakteurin Kathleen Carroll über ihre ermordete Kollegin. AP-Präsident Gary Pruitt beschrieb sie in einer Botschaft an die Mitarbeiter der Agentur als "geistreich, kühn und furchtlos – und mit einem rauen Lachen, das wir niemals vergessen werden".
Auch Kollegen der Agentur Reuters zollten Niedringhaus Respekt und Hochachtung. "Anja zählte zu den Besten der Welt – egal, ob es um Bilder vom Schlachtfeld oder aus dem Tennis-Court ging", sagte Chris Helgren, einer der leitenden Reuters-Fotoredakteure. "Sie wirkte furchtlos, aber sie war auch eine sehr loyale Freundin mit viel Witz. Mit ihrer Anwesenheit konnte sie uns noch in den schlimmsten Einsätzen aufmuntern."
Keine Zuschauerin, sondern mittendrin
Wer keine Angst hat, sagte Niedringhaus einmal, bei dem stimmt etwas nicht. Ihre Fotos lassen den Betrachter erahnen, wie unerschrocken sie dennoch war. Vernarbte Schädel, verwundete Zivilisten, verstümmelte Bombenopfer, tote Soldaten zeigte sie auf ihren Bildern, im Hintergrund die Feuer und Rauchschwaden der Schlacht.
Sie war keine Zuschauerin, sie war mittendrin. Und die Kamera, hat sie einmal ehrlich gestanden, sei ihr dabei ein Schutz, etwas, das Distanz schaffe – schon deshalb, weil sie sich auf ihre Arbeit konzentrieren musste. Gleichwohl wurde sie auf ihren Reportagereisen öfter verletzt.
"Was ist eigentlich da, wo es einschlägt?", wollte Niedringhaus wissen. Und hat vor allem die menschlichen Momente mitten in der Unmenschlichkeit des Krieges festgehalten, die Absurditäten eines eigentlich unmöglichen Alltags. Die Sonnenblume am Helm des GIs. Das Kistchen mit Kerzenstummeln, die sich ein deutscher Soldat zum Geburtstag in den afghanischen Bergen anzündet. Die Palästinenserinnen, die sich am Rande von Gaza City auf einem Rummelplatz vergnügen. Oder ein bis an die Zähne bewaffneter Soldat, der einem afghanischen Jungen am staubigen Straßenrand den Fußball zurück kickt.
Durchbruch mit Fotos vom Mauerfall
Auf ihrer Website finden sich zahlreiche solcher Schnappschüsse, aber auch sorgsam, ja liebevoll ausgeleuchtete Bildkompositionen. Eins ihrer bekanntesten Fotos aus dem Irak zeigt einen blutjungen US-Soldaten, der auf dem Rücken eine GI-Joe-Puppe in seine Schutzweste gesteckt hat. Ein Kinderspielzeug als Voodoo-Puppe gegen den Tod.
1965 im westfälischen Höxter geboren, fotografierte Niedringhaus zunächst für die Neue Westfälische, studierte Germanistik, Philosophie und Journalismus. Ihre Fotos vom Fall der Mauer verschafften ihr einen Job bei der European Press Photo Agency (EPA), seit 2002 arbeitete sie für AP.
Den Begriff "Kriegsfotografin" mochte Anja Niedringhaus gar nicht. Sie könne nicht helfen, nur dokumentieren, dabei sein, sagte sie. Stellvertretend für Tausende andere. Ihren letzten Einsatz hat sie nun nicht überlebt.
04.04.2014 · Für ihre Bilder war ihr kein Risiko zu hoch. Nun wurde die Kriegsfotografin Anja Niedringhaus ermordet. Denn die Taliban haben ein neues Ziel - ausländische Journalisten. In den zehn Jahren, die ich Afghanistan bereise, habe ich mich noch nie so angreifbar gefühlt.
Anja Niedringhaus erzählte einmal, wie sie gemeinsam mit ihrer Kollegin Kathy Gannon von der Nachrichtenagentur AP die afghanische Armee in der Provinz Helmand begleiten wollte. Anders als bei sogenannten Embeds mit westlichen Streitkräften mussten sie die Anreise zum dortigen Feldlager selbst organisieren. Die beiden Frauen verhüllten sich mit Burkas und fuhren kurzerhand mit dem Auto in den Süden.
Während der Fahrt auf einer der gefährlichsten Straßen des Landes hätten sie sich die Zeit damit vertrieben, auszuprobieren, ob es möglich sei, unter der Burka zu rauchen, erzählte mir Niedringhaus lachend im vergangenen Jahr im deutschen Feldlager Kundus. Am Freitag ist die erfahrene Kriegsfotografin in der Provinz Khost, einer der gefährlichsten Provinzen des Landes, von einem Polizisten erschossen worden. Niedringhaus hatte einen Konvoi der Wahlkommission begleitet, der Stimmzettel und andere Materialien an Wahlbüros verteilte. Ihre Kollegin Kathy Gannon wurde schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht.
Anja Niedringhaus hat sich nie damit zufriedengegeben, wenn offizielle Stellen den Zugang zu Informationen und Orten begrenzen wollten. Sie war im September 2009 die erste, die ein Bild von den Tanklastwagen in Kundus machte, die auf Befehl des deutschen Oberst Georg Klein bombardiert worden waren. Damals stritt die Bundeswehr noch ab, dass bei dem Luftangriff auch zahlreiche Zivilisten getötet worden waren. Oft machte sich Niedringhaus lustig über die deutschen Presseoffiziere, die ihr lieber die Kapelle im Feldlager zeigen wollten, als sie auf eine Patrouille in das umkämpfte Baghlan mitfahren zu lassen.
Mit Niedringhaus wurde am Freitag innerhalb weniger Wochen bereits der dritte für ein westliches Medium arbeitende Journalist in Afghanistan getötet. Mitte März war dem schwedischen Hörfunkreporter Nils Horner auf offener Straße mitten im Botschaftsviertel Wazir Akbar Khan aus nächster Nähe in den Kopf geschossen worden. Wenige Tage später wurde Sardar Ahmad, der für die französische Nachrichtenagentur AFP arbeitete, während eines Neujahrsfestes mit seiner Familie im Luxushotel Serena gemeinsam mit seiner Frau und zweien seiner drei Kinder erschossen.
Die Ereignisse haben unter westlichen Journalisten und anderen Ausländern in Kabul zu tiefer Verunsicherung geführt. Ich selbst habe in den vergangenen Tagen in Kabul Männer im Garten meines Gästehauses gesehen, wo in Wirklichkeit gar keine waren. Ich habe mich bedroht gefühlt von Autos, die in meiner Nähe langsamer fuhren. Und nervös darüber nachgedacht, dass ich vor dem Innenministerium, vor dem sich am Mittwoch ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt und sechs Polizisten mit in den Tod gerissen hat, nach meinen Gesprächen in der Vertretung der Europäischen Union mehrfach gestanden habe, um auf ein Taxi zu warten.
Dass ich mit den Polizisten, die dort Wache taten, noch gescherzt hatte. Dass ich sie gefragt hatte, ob sie Angst hätten, was sie rundheraus verneinten. In den zehn Jahren, in denen ich regelmäßig nach Afghanistan gefahren bin, habe ich mich noch nie so angreifbar gefühlt wie in den vergangenen Tagen. Vermutlich ist damit das Kalkül der Angreifer aufgegangen.
Eine neue Zielgruppe
Denn die genannten Angriffe sagen wenig bis gar nichts über die Sicherheitslage im Land aus. Sie bedeuten nicht, dass sich das Land notwendigerweise in einer Abwärtsspirale befindet, die in Chaos und Verderben enden wird, wie es von Weitem bisweilen erscheint. Sie bedeuten lediglich, dass die Taliban - oder andere Kräfte - eine neue Zielgruppe ausgemacht haben, die sie bislang verschont hatten: ausländische Journalisten und andere Ausländer. Mit ihnen haben sie einen effektiven Verstärker gefunden, um den Eindruck einer Abwärtsspirale zu vermitteln.
Die Wahlen sind wohl der letzte große Moment, in dem Afghanistan noch einmal im Zentrum internationaler Aufmerksamkeit stehen wird, bevor sich die internationale Gemeinschaft anderen Teilen der Welt zuwenden wird. Dies wollen die Angreifer offenbar nutzen, um maximalen Eindruck auf ein internationales Publikum zu machen.
Die afghanischen Sicherheitskräfte haben genau diesen symbolischen Erfolg verhindern wollen, als sie in dieser Woche zwei Dutzend Restaurants und Hotels geschlossen haben, die von Ausländern frequentiert wurden. Die Gäste wurden gedrängt, in das zu einer Festung umgebaute Serena-Hotel zu ziehen, das vor zwei Wochen allerdings ebenfalls Schauplatz eines Angriffs auf Ausländer und wohlhabendere Afghanen wurde.
Solche Angriffe haben die größten Chancen, auf die Titelseiten internationaler Medien zu gelangen. Dabei werden fast täglich in Kabul und anderen Teilen des Landes Menschen getötet, ohne dass darüber berichtet wird. Die afghanischen Wähler wird das aber vermutlich nicht von den Wahlurnen fernhalten.
KABUL, Afghanistan — For the two seasoned war correspondents, it was not an unusually risky trip. Getting out to see Afghanistan up close was what Anja Niedringhaus, a Pulitzer Prize-winning photographer for The Associated Press, and Kathy Gannon, a veteran reporter for the news agency, did best.
The eastern province of Khost, where Ms. Niedringhaus and Ms. Gannon traveled to cover Afghanistan’s presidential election on Saturday, is considered dangerous, still plagued by regular Taliban attacks. But they had carefully plotted their trip, arranging to move beyond the relatively safe confines of the provincial capital under the protection of Afghan Army troops and the police.
Yet it was those precautions that proved fatal for Ms. Niedringhaus on Friday morning. As she and Ms. Gannon waited outside a government compound, a police commander walked up to their idling car, looked in at the two women in the back seat, and then shouted “Allahu akbar!” — God is great — and opened fire with an AK-47, witnesses and The Associated Press said.
Ms. Niedringhaus was killed instantly, and Ms. Gannon, shot three times in the wrist and shoulder, was severely wounded. In the span of a few muzzle flashes, the two women, who had covered the war since it began in 2001, became victims of another attack that blurred friend and foe.
For both Afghans and Westerners, the list of adversaries has expanded beyond the resilient Taliban, who have staged a series of attacks in an attempt to disrupt the election. Afghan soldiers and the police have repeatedly turned on one another and their foreign allies. The squabbling between President Hamid Karzai and American officials has grown into a deep-seated animosity.
At the same time, Afghans have seen scores of their fellow citizens killed by errant American airstrikes. And even as the United States pushes for a long-term security deal that would allow it to keep troops here beyond the end of this year, it does so with the understanding that its forces will be largely hidden away behind the high walls of fortified bases.
Ms. Niedringhaus, 48, and Ms. Gannon, 60, had no desire to hunker down. The focus of their work over the past dozen years has been putting a human face on the suffering inflicted by the war. As a pair, they often traveled to remote corners of Afghanistan to report articles, and Ms. Niedringhaus also spent significant time embedded with coalition forces.
Many of their colleagues noted sadly that they were attacked by a police officer who appeared to have seen in the back seat of the journalists’ Toyota Corolla a pair of anonymous Westerners on whom to vent his rage. If Afghans have a dominant complaint about the West, it is that they are often treated as faceless, dismissed as nonentities by the people who say they are here to help.
That was not the case with Ms. Niedringhaus and Ms. Gannon.
“They just seemed so bravely willing to go into these kinds of situations and get to the places that you needed to get to tell stories that weren’t being told,” said Heidi Vogt, a reporter who worked for The A.P. in Afghanistan until last year.
“They’re the last two people you’d expect this to happen to,” she added. “It felt like they had a little protective force field around them.”
Ms. Niedringhaus, a German citizen who was based in Geneva, first came to Afghanistan after joining The A.P. in 2002, and she quickly formed a partnership with Ms. Gannon. They were among a band of female photographers and correspondents who persevered through many years of conflict in Iraq as well as in Afghanistan.
In the process, they helped redefine traditional notions of war reporting. Even as they covered the battlefield, they also focused attention on the human impact of conflicts known for their random, unpredictable violence against civilians.
Ms. Niedringhaus’s fascination with Afghanistan continued to grow even as she was pulled away to other trouble spots, including Iraq, where she was part of a team of A.P. photographers who won a Pulitzer Prize in 2005.
“If I’d told her, ‘You don’t need to do this anymore, you’ve earned your spurs, leave it to another generation,’ ” said Tony Hicks, a photo editor at The A.P., “the response would have been a series of expletives, then laughing and another pint.”
But, Mr. Hicks pointed out, Ms. Niedringhaus was equally at home at major sports events and other less high-stakes diversions, such as the Geneva auto show.
She was on the finish lines when Usain Bolt, the Jamaican sprinter, broke the world record for the 100-meter dash. And “she loved Wimbledon,” he said. “It was almost her second home.”
Ms. Gannon, a Canadian who is a senior writer for The A.P., arrived in Peshawar, Pakistan, in 1986 when the Afghan mujahedeen were battling the forces of the Soviet Union. She went on to serve as The A.P.’s bureau chief in Islamabad, and she was one of the few Western reporters whom the Taliban permitted to work in Kabul when they ruled Afghanistan.
Ms. Gannon was in Kabul during the American invasion in 2001, and she wrote of covering the Taliban’s last days in the city with her Afghan colleague, Amir Shah. The two cowered in the basement of a house during air raids, often working by candlelight or lantern. They tried to avoid members of Al Qaeda, who were much more hostile than the Taliban. When a bomb struck nearby, she was thrown across the room — and then went straight back to work.
“She knows Afghanistan very well,” said Mr. Shah, an A.P. reporter in Kabul, according to an article by the news agency. “She knows the culture of the people.”
But the divide between Afghans and Westerners has been deepening for years, and so-called insider attacks in which Afghan security forces turn on their coalition counterparts or one another have been the most visible symptom. Afghan and Western officials say they believe that most of the attacks are driven by personal animosity or anger about the war in Afghanistan, where many have come to view foreign forces as occupiers.
Though Western civilians working with the coalition have at times been killed in such attacks, the shooting on Friday was believed to be the first time an Afghan police officer had intentionally killed a foreign journalist.
Afghan security officials said they believed that the shooting was an opportunistic attack, not the work of the Taliban, who offered no comment.
The police commander, whom officials identified as Naqibullah, 50, was known for his anti-Western views, one official said. The officials did not believe he had advance notice that Ms. Niedringhaus or Ms. Gannon was headed his way.
The two spent Thursday night at the compound of the provincial governor in Khost, and they left on Friday morning with a convoy of election workers delivering ballots to an outlying area in the Tanai district, The A.P. and Afghan officials said.
The convoy was protected by the Afghan police, soldiers and operatives from the National Directorate of Security, Afghanistan’s main intelligence agency, said Mubarez Zadran, a spokesman for the provincial government. Ms. Niedringhaus and Ms. Gannon were in their own car, traveling with a driver and an Afghan freelance journalist who was working with the news agency.
Mr. Naqibullah, the police commander, surrendered to other officers immediately after shooting the journalists and was arrested.
Ms. Gannon was taken to a hospital in Khost. She underwent surgery before being evacuated to one of the main NATO bases in the country, where there is a hospital equipped to handle severe battlefield trauma. She was said to be in stable condition.
Yet even as Friday’s shooting provided a stark reminder of how broader tensions can set off violence at the most personal level, its aftermath also highlighted the bonds between old friends and strangers alike, be they Afghans or foreigners.
Aides to Mr. Karzai, who has known Ms. Gannon for years, said he tried to get her on the phone to see she how she was doing after he heard about the attack. He later spoke with her husband, and his office then put out a statement condemning the attack.
The doctor who first treated Ms. Gannon, Muhammad Shah, was distressed by the shooting.
“Not only me, but all Afghans are disappointed and sorry for this loss of life,” he said by phone Friday night from Khost Provincial Hospital, between operations. “She was a guest here in Afghanistan, a foreigner.”
Matthew Rosenberg reported from Kabul, and Farooq Jan Mangal from Khost Province, Afghanistan.
A version of this article appears in print on April 5, 2014, on page A1 of the New York edition with the headline: Covering Afghan Vote, Until Shot by an Ally. Order Reprints|Today's Paper|Subscribe
SPIEGEL-ONLINE, 4.4.2014
Getötete deutsche Fotografin:Afghanistan - ihre Liebe, ihr Verderben
Sie wollte sehen, wie sich "die Dinge zum Guten wenden": Anja Niedringhaus war eine wagemutige Fotografin, sie machte berührende Bilder von den Kriegen dieser Welt. Nun ist sie in Afghanistan getötet worden. Hasnain Kazim erinnert sich.
Anja Niedringhaus hat Afghanistan geliebt. Die Fotoreporterin hat das Land seit vielen Jahren mit ihrer Kamera erkundet, auch entlegenste Regionen besucht. Seit 2002 arbeitete sie für die amerikanische Nachrichtenagentur Associated Press, die sie in alle Welt schickte, nach Irak, Pakistan und eben Afghanistan. Dort ist sie nun gestorben,erschossen von einem Polizisten.
Anja verstand sich nicht als Kriegsfotografin. "Ich mache alles", sagte sie oft und lachte dann schallend. "Wenn die mich zu einer Sportveranstaltung nach Hamburg schicken, fotografier ich das auch." Wichtig war ihr nur, den Lesern und Betrachtern ihrer Bilder zu zeigen, "was in Wirklichkeit passiert, und nicht, was Politiker uns glauben machen wollen, was passiert".
Hamburg. Das war unser Gesprächsthema, wenn wir uns in der drückenden Hitze von Islamabad trafen. Die Hansestadt war ihr ein Zuhause. Ihre Wohnung hatte sie zwar in Genf, außerdem eine Bleibe bei Kassel, aber in Hamburg war sie gern. Sie mochte die Stadt und sprach wunderbar norddeutsch. "Aber'n Schietwetter ham wir da", sagte sie dann.
Viel lieber jedoch war sie unterwegs in der Welt, am liebsten dort, wo die einfachen Menschen waren. Und am liebsten zusammen mit ihrer schreibenden Kollegin Kathy Gannon, mit der sie jetzt auch im ostafghanischen Khost reiste, um die Wahlvorbereitungen zu beobachten. Eigentlich ein Routinetrip für das Duo, doch dieses Mal lief alles schief. Kathy Gannon überlebte den Angriff schwerverletzt.
Kathy und Anja waren ein Team, sie schienen sich ohne Worte zu verstehen. Wenn Anja in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad war, wohnte sie bei Kathy und deren pakistanischem Mann. Oft tauchten sie zusammen auf Partys und Empfängen auf und sorgten mit ihren Witzen, die sie sich zuspielten, für gute Stimmung. Selbst wenn die Lage verzweifelt schien.
Auf eigene Faust an die Front
Gemeinsam wagten sich Kathy und Anja auch an die verrückten Geschichten. So ließen sie sich als erste westliche Reporter von der pakistanischen Armee an die Front in den Bergen im Westen Pakistans, an der Grenze zu Afghanistan, mitnehmen. Es entstand eine eindrucksvolle Reportage vom Krieg der Pakistaner gegen die Extremisten. Und von den harschen Bedingungen in dieser kargen Landschaft.
Sie war in Afghanistan mit Truppen aus allen möglichen Nationen unterwegs, mit den Amerikanern im Irak, suchte aber auch den Kontakt mit den Einheimischen. Sie wollte ihr Vertrauen, begegnete ihnen mit Respekt. Und man sah das Staunen und die Freude vieler, die Menschen aus dem Westen bis dahin vielleicht misstrauisch gesonnen waren.
Anja wusste um das Berufsrisiko. 1993, damals erst 28 Jahre alt, sagte sie in einem Interview mit der Zeitschrift "ColorFoto": "Ich will nicht umgebracht werden, wenn ich tot bin, ist das schade. Ich hänge an meinem Leben." Vier Jahre später wurde sie in Belgrad bei einer Demonstration gegen die serbische Regierung angefahren. Das Auto war gezielt in die Menschenmenge gerast. Anja wurde mehrere Meter mitgeschleift und brach sich ein Bein. Ob sie je darüber nachdachte, den Beruf zu wechseln? "Nö", sagte sie kürzlich. "Ist doch schön zu sehen, wie Dinge sich zum Guten wandeln."
"Im Krieg gibt es keine Sieger"
Sie versuchte, das Positive zu sehen, selbst in Afghanistan, wo sich die Sicherheitslage in den vergangenen Jahren sehr verschlechtert hat. "Im Krieg gibt es keine Sieger, das ist es, was für mich wichtig ist zu zeigen", sagte sie einmal. "Ich fotografiere selten Soldaten, weil mich das nicht interessiert. Mich interessiert: Was passiert danach, wenn sie geschossen haben, was ist das Ergebnis für die Menschen?"
Man redete sich ein: Wenn jemandem nichts passiert, dann Anja und Kathy. Die beiden kennen die Region seit Jahren, und sie haben so viel Begeisterung für die Menschen in diesem Teil der Welt, dass ihnen niemand Leid zufügen würde.
Anja wünschte sich, irgendwann, in ein paar Jahren, wenn die Lage sich beruhigt hat, durch Afghanistan zu reisen und ein Land ohne Krieg zu erleben.
Dieser Wunsch wurde ihr heute für immer verwehrt.
AP photographer killed, reporter wounded
April 4, 2014
KABUL, Afghanistan (AP) — A veteran Associated Press photographer was killed and an AP reporter was wounded on Friday when an Afghan policeman opened fire while they were sitting in their car in eastern Afghanistan.
Anja Niedringhaus, 48, an internationally acclaimed German photographer, was killed instantly, according to an AP Television News freelancer who witnessed the shooting.
Kathy Gannon, an AP correspondent who for many years was the news organization's Afghanistan bureau chief and currently is a special correspondent for the region, was shot twice and later underwent surgery. She was described as being in stable condition and talking to medical personnel.
"Anja and Kathy together have spent years in Afghanistan covering the conflict and the people there. Anja was a vibrant, dynamic journalist well-loved for her insightful photographs, her warm heart and joy for life. We are heartbroken at her loss," said AP Executive Editor Kathleen Carroll, speaking in New York.
The attack came on the eve of nationwide elections in Afghanistan. The Taliban have vowed to disrupt Saturday's vote for a new president and provincial councils.
The two were traveling Friday in a convoy of election workers delivering ballots from the center of Khost city to the outskirts, in Tani district. The convoy was protected by Afghan security forces. They were in their own car with a translator and the AP freelancer.
According to the freelancer, they had arrived in the heavily guarded district compound shortly before the incident.
As they were sitting in the car waiting for the convoy to move, a unit commander named Naqibullah walked up to the car, yelled "Allahu Akbar" — God is Great — and opened fire on them in the back seat with his AK-47, the freelancer said. He then surrendered to the other police and was arrested.
Medical officials in Khost confirmed that Niedringhaus died.
In a memo to AP staff, AP President Gary Pruitt remembered Niedringhaus as "spirited, intrepid and fearless, with a raucous laugh that we will always remember."
"Anja is the 32nd AP staffer to give their life in pursuit of the news since AP was founded in 1846," he wrote. "This is a profession of the brave and the passionate, those committed to the mission of bringing to the world information that is fair, accurate and important. Anja Niedringhaus met that definition in every way."
Afghan President Hamid Karzai expressed his deep sadness over Niedringhaus' death and the wounding of Gannon.
"These two AP journalists had gone to Khost province to prepare reports about the presidential and provincial council elections," a statement from Karzai's office quoted him as saying. It added that Karzai instructed the interior minister and the Khost governor to assist the AP in every way possible.
Niedringhaus covered conflict zones including Kuwait, Iraq, Libya, Gaza and the West Bank during a 20-year stretch, beginning with the Balkans in the 1990s. She had traveled to Afghanistan numerous times since the 2001 U.S.-led invasion.
Niedringhaus, who also covered sports events around the globe, received numerous awards for her works.
She was part of an AP team that won the 2005 Pulitzer Prize in breaking news photography for coverage of the war in Iraq, and was awarded the Courage in Journalism Award from the International Women's Media Foundation. She joined the AP in 2002 and had since been based in Geneva, Switzerland. From 2006 to 2007, she was awarded a Nieman Fellowship in journalism at Harvard University.
Niedringhaus started her career as a freelance photographer for a local newspaper in her hometown in Hoexter, Germany at the age of 16. She worked for the European Press Photo Agency before joining the AP in 2002, based in Geneva. She had published two books.
Gannon, 60, is a Canadian journalist based in Islamabad who has covered Afghanistan and Pakistan for the AP since mid-1980s. One of her predecessor's as Islamabad chief of bureau, Sharon Herbaugh, died in a 1993 helicopter crash in the central mountains of Afghanistan. The 39-year-old Herbaugh was the first AP newswoman and bureau chief to die on assignment.
Gannon is a former Edward R. Murrow Fellow at the Council on Foreign Relations in New York and the author of a book on the country, "I Is for Infidel: From Holy War to Holy Terror: 18 Years Inside Afghanistan."
After Friday's attack, Gannon underwent surgery in Khost. The operation was described as successful and Gannon's condition was said to be stable.
The Committee to Protect Journalists said the loss of Niedringhaus and the wounding of Gannon "reflect the heightened dangers of reporting from Afghanistan."
"Both women, widely experienced in conflict zones, are recognized for their decades of fearless reporting," said Bob Dietz, CPJ's Asia program coordinator. "As pre-election violence mounts, Afghanistan has become a dangerous assignment on par with the height of the Iraq war or the current situation in Syria."
In the run-up to Saturday's vote, Afghan security and electoral officials have vowed not to let the Taliban and other militant derail the elections while conceding it is impossible to prevent the Islamic militants from waging acts of violence.
The militants have also increasingly been targeting Westerners. In recent weeks, the Taliban also have claimed responsibility for attacks in the capital, Kabul, against a luxury hotel, a foreign guest house, a Swedish journalist and a Lebanese restaurant popular with foreigners.
The 51-year old Swedish reporter, Nils Horner, had worked for Swedish Radio since 2001 as a foreign correspondent. He was killed by a shot in the head as he was reporting on Afghanistan's election on a street in Kabul in early March. It was a rare assassination of a foreigner in the capital. An extremist Taliban splinter group later claimed responsibility for his death.
And on March 21, four gunmen walked into the Serena Hotel in Kabul, proceeded to the hotel restaurant, pulled out pistols hidden in their shoes and killed nine people.
Among the dead was Sardar Ahmad, a widely respected 40-year-old Afghan journalist with the French news agency Agence France-Presse. His wife and two of their children also were killed, while their 1-year-old son was badly wounded.
Süddeutsche Zeitung
4. April 2014 18:27
Kriegsfotografin Anja Niedringhaus"Keiner würde sagen: Hör auf damit!"